Offizieller Berlin-Besuch Rafael Correas
mit hochrangiger Delegation
Der Präsident der
Republik Ecuador, Rafael Correa Delgado, Phd, war vom 15.-18. April auf
Einladung sowohl der Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der
Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft (LAI) in der
Bundeshauptstadt. Präsident Correa eröffnete am Dienstag, den 16. April als
Hauptredner die 13. Lateinamerika-Konferenz der Deutschen Wirtschaft (LAK) im
Haus der Deutschen Wirtschaft Berlin.
Präsident Rafael
Correa traf mit der Bundeskanzlerin, dem Bundespräsidenten, dem Präsidenten des
Deutschen Bundestags, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin zusammen",
sagte der Botschafter von Ecuador in Deutschland, Jorge Jurado: „Ecuador
beabsichtigte mit diesem Besuch, die Beziehungen zu Deutschland insbesondere in
Handel, Wissenschaft und Technologie auszubauen. Daher begleiteten den
Präsidenten mehrere Minister aus diesen Bereichen: der Minister Ecuadors für
Auswärtige Angelegenheiten, Handel und Integration, der Minister zur Koordinierung
der Strategischen Sektoren, der Minister zur Koordinierung der Produktion, der
Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit, der Minister zur Koordinierung des
Wissenschaftssektors und zur Förderung der Entwicklung des Bildungspotentials,
der Minister des Nationalsekretariats für Planung, der Minister für
Wissenschaft und Technologie, die Ministerin für Migration und die Ministerin
für Umwelt.“
Präsident der Republik Ecuador hält
wissenschaftlichen Vortrag in TU Berlin vor 1.700 Anwesenden
Präsident
Correa hielt am 16. April um 18.30 Uhr im Auditorium Maximum der Technischen
Universität (TU) Berlin den öffentlichen Vortrag “Wege aus der Krise” vor 1.700
interessierten Zuhörern, die zum Abschluss mit stehenden Ovationen und lautem
Jubel Ihre Zustimmung bekundeten.
Der
ecuadorianische Präsident betonte seine Freude, in Deutschland - „Wiege von Hegel, Marx, Schiller,
Goethe, Nietsche, Heine, Bach und Beethoven“ wie er hervorhob - über die
ecuadorianischen Erfahrungen hinsichtlich der Krise zu referieren. Zunächst hob
der Regierungschef hervor, dass Ecuador das Land mit der höchsten
Biodiversität der Erde sei, wenn man die Artenvielfalt auf dem Lande
sowie die des Meeres zusammennimmt. Die Integration von Minderheiten wie der
Menschen mit Behinderung sei sehr erfolgreich verlaufen: 40.000 Personen mit
Behinderung seien in den letzten Jahren in den Arbeitsmarkt integriert
worden - das entspreche einer Vollbeschäftigung dieser Personengruppe.
Durch
das Schuldenaudit der Regierung der radikaldemokratischen Bürgerrevolution habe
Ecuador 8 Milliarden US-Dollar an Schuldendienst eingespart. Der Schuldendienst
betrug 2006 noch 24% des Staatshaushalts, 2012 machte er nur noch 5,5%
desselben aus. Er erläuterte sehr detailliert, wie die Dritte Welt“ ab Ende der
1970er Jahre schrittweise als lukratives „Kreditsubjekt“ entdeckt und folglich
von internationalen Organisationen wie IWF und Weltbank abhängig wurde. Der IWF
habe sich von einem ursprünglich von J.M. Keynes inspirierten antizyklischen
Instrument (im Rahmen von Bretton Woods) zum „Wachhund des internationalen
Finanzkapitals“ entwickelt, so Präsident Correa. Auch verglich er diese
Situation mit den Mechanismen der übermäßigen Verschuldung in Südeuropa und
erwähnte hiebei den ehemaligen Vizepräsidenten der Weltbank Joseph Stiglitz,
Wirtschaftsnobelpreisträger und Globalisierungskritiker. Außerdem kritisierte
der Staatschef die Unabhängigkeit von Zentralbanken, durch welche die
Makroökonomie auf ein vermeintlich technisches Problem reduziert würde
und bezog sich auf die Beispiele Japan und Südkorea, wo die Anbindung der
Zentralbanken an die Politik eine Bedingung für den Aufstieg dieser Länder
darstellte. Rafael Correa zitierte zudem in seiner
wirtschaftswissenschaftlichen Rede zahlreiche aktuelle Statistiken. Er nannte
den deutschen Ökonomen Friedrich List (1789-1846), der zur Theoriebildung über
protektionistische Wirtschaftsmodelle maßgeblich beitrug und bereits Mitte des
19. Jahrhunderts für eine intelligente Eingliederung der Nationalökonomie in
den Weltmarkt plädierte. Präsident Correa erklärte darüber hinaus, dass Ecuador
derzeit genau das tue, was Deutschland damals unternahm, um eine nationale
Industrie nach Kriterien der politischen Ökonomie aufzubauen, das heißt eine
gezielte Integration in ausgewählte Märkte zur Vermeidung von asymmetrischen
Handelsbeziehungen, sodass die Entwicklungschancen optimiert werden. Er äußerte
seine Besorgnis angesichts der aktuellen Situation in der EU, wo die
gleichen Fehler begangen würden wie in Lateinamerika vor dreißig Jahren. Es
gehe darum zu erkennen, wer die Entscheidungen treffe: die Menschen oder das
Kapital.
Präsident Correa trifft mit ecuadorianischer Gemeinde
zusammen und besucht Technologiepark Berlin Adlershof
Präsident
Correa hielt am 17. April einen Vortrag in Berlin (An der Urania) vor in
Deutschland, der Tschechischen Republik und der Schweiz ansässigen
Ecuadorianerinnen und Ecuadorianern. Der ecuadorianischen Kulturveranstaltung
wohnten beinahe 1000 Personen bei. Die ecuadorianischen Tanzgruppen Ayahuma –
typischer Tanz des Chota-Tals – und Mashicunas - typischer Tanz des
Hochlandgebiets um den Ort Cayambe - sowie weitere Sänger und Gitarristen
stimmten die Anwesenden auf die Ankunft des Staatschefs ein.
Nach
der Rede des Regierungschefs Ecuadors wurde dem in Italien aufgewachsenen
Ecuadorianer, Herrn Maestro José Miguel Maschietto (siehe Foto: Pianist
Maschietto), der Preis European Award for artistic and cultural activities -
Golden Europea überreicht (weitere Informationen unter folgender Website: http://www.euu-cz.org/en/article-2013-04-17-the-president-of-the-republic-of-ecuador-and-angela-merkel.htm).
Der renommierte ecuadorianische Musiker Leo Rojas bereicherte neben weiteren
ecuadorianischen Sängern und Musikern den feierlichen Abend.
Das Staatsoberhaupt
Ecuadors besichtigte außerdem am Donnerstag, den 18. April mit einer hochrangigen
Delegation den Technologiepark Berlin Adlershof, wo die dortige
wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität (HU) erläutert
wurde. Auch besuchte Präsident Correa in diesem Rahmen die Firma Younicos AG
(Photovoltaik, Solar- und Windtechnik) und erörterte Optionen für eine
Kooperation mit Ecuador. Abschließend besichtigte der Staatschef die Labore der
Firma Caprotec Bioanalytics GmbH (Biotechnologie).